Der Beweis, dass ein dritter Band nicht immer erstrebenswert ist

9783423289658

Ich und der Weihnachtsmann

Matt Haig

Deutsch von Sophie Zeitz

erschienen am 21.09.2018 im dtv Verlag

ISBN 978-3-423-28965-8

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In die ersten beiden Bände dieser Reihe habe ich mich verliebt. Das viktorianische Setting, der Humor, die Illustrationen, schon der Anblick der Bücher liess sofortige Weihnachtsstimmung aufkommen. Ich habe mich dieses Jahr daher richtig auf den dritten Band gefreut. Nachdem ich ihn nun gelesen habe, kann ich nur hoffen, um beim Buchthema zu bleiben, dass das Hoffnungsbarometer nicht von mir abhängt. Dann ist es nämlich schockgefroren in die Tiefsee geplumpst. Ansonsten treibt mich die Frage um, ob Haig wohl ein wenig zu viel Rum in seinem Weihnachtskakao hatte oder seine Kekse aus Holland kamen.
Da rennen Osterhasen in Uniform durchs Buch, die Gringotts oder das Wichteläquivalent dazu knacken wollen, dem Weihnachtsmann steht bisweilen die Schokolade bis zum Hals und irgendwie wirken die Wichtel insgesamt wie eine Herde aufgeschreckter AFDler. Es geht um Fremdenfeindlichkeit und Geschichtsklitterung, um Hetze und Beeinflussung durch die Medien. Natürlich kinderfreundlich verpackt mit Glitzer oben drauf. Da hat jemand am Gleis 9 3/4 wohl den falschen Zug erwischt oder wollte auf einen solchen aufspringen.
Nein, mit diesem seltsamen Machwerk lockt man mich nicht hinterm Weihnachtsbaum hervor. Wobei man ja sagen muss, dass den Illustrator Chris Mould daran definitiv keine Schuld trifft. Seine Zeichnungen sind so wunderbar und witzig wie in den Bänden davor.
Ach, es ist ein Jammer, wirklich, aber ich denke, ich verschenke lieber zum zweiten Mal Band Eins, als jemanden mit napoleonischen Osterhasen zu Weihnachten zu belästigen. Mir sind Langohren definitiv lieber, wenn sie in Eile sind und Taschenuhren tragen.

Die wahre Geschichte des Weihnachtsmannes

Matt Haig

Ein Junge namens Weihnacht

ISBN 978-3-423-28088-4

Das Mädchen, das Weihnachten rettete

ISBN 978-3-423-28128-7

erschienen 2016 und 2017 bei dtv

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Mit diesen beiden Weihnachtsbüchern legt der dtv-Verlag zwei herrlich phantasievolle, aber gänzlich unreligiöse Geschichten rund um den Weihnachtsmann vor.

Der erste Band erzählt, wie aus dem armen Jungen Nikolas schlußendlich der Weihnachtsmann wird, warum Rentiere fliegen können, wo die Wichtel wohnen und noch vieles mehr. Vorallem aber erfahren wir etwas über die magische Wirkung von Herzensgüte und ganz wichtig, wie und warum der Weihnachtsmann das erste Mal auszog, die Kinder zu beschenken.

Im zweiten Band ist genau diese Idee, alle Kinder zu Weihnachten zu beschenken, in Gefahr. Intrigen im Wichteldorf und der mangelnde Glaube der Menschen an Wunder stellen den Weihnachtsmann vor schier unlösbare Probleme. Warum ein kleines Mädchen namens Amelia ihm helfen kann und wie es doch noch gelingt, alle Geschenke zu verteilen, das sollte man selbst lesen.

Und es macht auch als Erwachsener Spass Haigs Bücher zu lesen. Angesiedelt in einem düsteren viktorianischen Setting, wie man es von Charles Dickens kennt, sind Nikolas und Amelia ganz sicher keine glücklichen und geborgenen Kinder. Matt Haig schreibt über große Armut, über Armenhäuser, hartherzige Menschen, über Hunger und Kälte. Und darüber, wie man in einer solchen Umgebung nicht die Hoffnung verliert, wie man trotzdem an Wunder glaubt und sich Humor bewahrt. Und humorvoll sind die Bücher denn auch geschrieben, voll hintergründigem Witz und liebevoller Ironie (doch, das geht!), voller Magie und natürlich auch voller Wunder – schließlich geht es um Weihnachten.

Eine zusätzliche Freude und äußerst gelungene Untermalung des Textes sind die Illustrationen von Chris Mould. Besser konnte man die Stimmung der Bücher nicht einfangen.

Alles in allem also zwei wunderschön gestaltete Weihnachtsbücher mit anrührenden, herzerwärmenden Geschichten, die auch hervorragend zum Vorlesen geeignet sind. Das Beste, was mir in letzter Zeit an neuen Werihnachtsbüchern begegnet ist, mit dem Zeug dazu, uns über Jahre zu begleiten.