Der perfekte Weihnachtskrimi

9783832198640

Ein Mord zu Weihnachten

Francis Duncan

Aus dem Englischen von Barbara Först

erschienen 2017 im DuMont Buchverlag

ISBN 978-3-8321-9864-0

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Ich weiß nicht, wie viele Rezensionen ich schon mit diesem Satz begonnen habe, aber sei’s drum: ich liebe britische Krimis! Eine mehr oder weniger geschlossene Gesellschaft, ein Ermittler, der außergewöhnlich kluge Schlüsse ziehen kann und Lokalkolorit in Form von pittoresken Dörfchen, Herrenhäusern und Tee mit Scones – und schon bin ich glücklich.
In diesem Falle stimmt das Gesamtpaket: ein verschneites Cover, das je nach Lichteinfall geheimnisvoll golden zu schimmern beginnt (ich glaube, ich habe eine halbe Stunde damit verbracht, das Buch verzückt hin und her zu drehen), ein mir bisher nicht bekannter Autor mit hervorragendem Schreibstil (mehr als zwanzig Krimis soll Francis Duncan geschrieben haben, wo zum Henker finde ich die restlichen neunzehn und wieso überhaupt kenne ich den Mann nicht?) und ein logisch aufgebauter Plot, der zum Miträtseln einlädt ( der Vollständigkeit halber gehört die Klammer hier hin, nur Füllung habe ich diesmal keine).
Alle Jahre wieder lädt Benedict Grame, Hobbyweihnachtsmann aus Leidenschaft, eine ausgewählte Gästeschar ein, die Weihnachtstage auf seinem Landgut zu verbringen. Die Mischung besteht im Allgemeinen aus Familienmitgliedern, guten Bekannten und Menschen, die Grame im Laufe des Jahres kennenlernt und als interessant einschätzt. Auf diese Weise erhält auch Mordecai Tremaine eine Einladung, ein älterer Herr, dessen bevorzugtes Vergnügen in der Auflösung von Kriminalfällen besteht. Pünktlich zu Weihnachten liegt dann auch eine Leiche unter dem Tannenbaum und Tremaine ist in seinem Element.
Klassischer kann ein britischer Krimi wirklich nicht sein. Ein älterer, überaus höflicher Ermittler mit beständig rutschendem Kneifer, diverse Hausgäste unterschiedlichen Temperaments ( das junge verliebte Paar, die kalte Göttin, die Diva, der Trinker, das unscheinbare Ehepaar etc), ein Butler (jawoll!), ein Herrenhaus in tiefem Schnee und natürlich ein Mord, der relativ unblutig über die Bühne geht und somit den Leser mit relativ wenig Unbehagen erfüllt. Perfekt, und das meine ich ganz unironisch.
Ungefähr an dieser Stelle erwähne ich, auch schon Tradition meiner Besprechungen klassischer englischer Kriminalromane, Kamin, Wolldecke und Hunde, habe aber festgestellt, dass der Roman auch im Bett wunderbar lesbar ist. Und im Zug. Und beim Bäcker. Sogar im Stehen und ganz ohne Hund.
Und ich wünsche mir nun vom Weihnachtsmann (oder dem DuMont Verlag) die restlichen Romane Herrn Duncans, Goldschimmer bitte mit eingeschlossen.

 

Ein weiterer Lobgesang:

Chrissies bunte Lesecouch https://chrissisbuntelesecouch.wordpress.com/2017/12/17/ein-mord-zu-weihnachten-francis-duncan/

Die wahre Geschichte des Weihnachtsmannes

Matt Haig

Ein Junge namens Weihnacht

ISBN 978-3-423-28088-4

Das Mädchen, das Weihnachten rettete

ISBN 978-3-423-28128-7

erschienen 2016 und 2017 bei dtv

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Mit diesen beiden Weihnachtsbüchern legt der dtv-Verlag zwei herrlich phantasievolle, aber gänzlich unreligiöse Geschichten rund um den Weihnachtsmann vor.

Der erste Band erzählt, wie aus dem armen Jungen Nikolas schlußendlich der Weihnachtsmann wird, warum Rentiere fliegen können, wo die Wichtel wohnen und noch vieles mehr. Vorallem aber erfahren wir etwas über die magische Wirkung von Herzensgüte und ganz wichtig, wie und warum der Weihnachtsmann das erste Mal auszog, die Kinder zu beschenken.

Im zweiten Band ist genau diese Idee, alle Kinder zu Weihnachten zu beschenken, in Gefahr. Intrigen im Wichteldorf und der mangelnde Glaube der Menschen an Wunder stellen den Weihnachtsmann vor schier unlösbare Probleme. Warum ein kleines Mädchen namens Amelia ihm helfen kann und wie es doch noch gelingt, alle Geschenke zu verteilen, das sollte man selbst lesen.

Und es macht auch als Erwachsener Spass Haigs Bücher zu lesen. Angesiedelt in einem düsteren viktorianischen Setting, wie man es von Charles Dickens kennt, sind Nikolas und Amelia ganz sicher keine glücklichen und geborgenen Kinder. Matt Haig schreibt über große Armut, über Armenhäuser, hartherzige Menschen, über Hunger und Kälte. Und darüber, wie man in einer solchen Umgebung nicht die Hoffnung verliert, wie man trotzdem an Wunder glaubt und sich Humor bewahrt. Und humorvoll sind die Bücher denn auch geschrieben, voll hintergründigem Witz und liebevoller Ironie (doch, das geht!), voller Magie und natürlich auch voller Wunder – schließlich geht es um Weihnachten.

Eine zusätzliche Freude und äußerst gelungene Untermalung des Textes sind die Illustrationen von Chris Mould. Besser konnte man die Stimmung der Bücher nicht einfangen.

Alles in allem also zwei wunderschön gestaltete Weihnachtsbücher mit anrührenden, herzerwärmenden Geschichten, die auch hervorragend zum Vorlesen geeignet sind. Das Beste, was mir in letzter Zeit an neuen Werihnachtsbüchern begegnet ist, mit dem Zeug dazu, uns über Jahre zu begleiten.