Ein Tierarztleben

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Der Doktor und das liebe Vieh
James Herriot
Aus dem Englischen von Friedrich A. Kloth
erschienen am 02.Mai 2002 im Rowohlt Verlag
ISBN 978-3-499-33185-5

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James Herriots Romane über sein Leben als Tierarzt in den Yorkshire Dales begleiten mich nun schon fast ein Leben lang. Schon als Kind habe ich sie geliebt und die Fernsehserie dazu. Als ich nun vor geraumer Zeit nach einer Serie gesucht habe, die ich mit meinem Sohn gemeinsam gucken könnte, fielen mir die Geschichten um James, Siegfried und Tristan wieder ein. Und weil mein Sohn genauso begeistert war wie ich in seinem Alter, mussten auch die Bücher ins Haus. Und sie lesen sich mit über vierzig Jahren noch genauso charmant wie mit zehn…
James Herriot ist das Pseudonym des englischen Tierarztes Alf Wight, der seine halbbiographischen Geschichten in der fiktiven Kleinstadt Darrowby in Yorkshire spielen lässt. Von Ende der 30iger bis in die 60iger Jahre reicht die Spanne der Erzählungen über das Landleben, damals gängige Behandlungsmethoden und das Zusammenleben in einem großen alten Haus mit Praxis.
Der junge James Herriot kommt nach dem Studium noch recht unerfahren in die eingesessene Landpraxis von Siegfried Farnon. Auch mit von der Partie ist Siegfrieds jüngerer Bruder Tristan, angehender Tierarzt und Lebemann. Nun muss sich der „junge“ Arzt erstmal das Vertrauen der ortsansässigen Bauern verdienen und erlebt dabei eine Menge amüsanter Anekdoten. Herausragend sind dabei der überfütterte Pekinese Tricky Woo und sein überbesorgtes Frauchen, eine reiche Witwe, oder der schwarze Kater Boris, für den man zur Behandlung Gartenhandschuhe benötigt.
Die James Herriot-Romane sind leichte Lektüre, augenzwinkernd erzählt bilden sie aber dennoch das ländliche Leben der genannten Zeitspanne genau ab. Um die Strapazen zu bestehen und in diesem Beruf zu überleben, brauchte man gewiss eine große Portion Galgenhumor.
„Warmherzig“ ist das Wort, das für mich am besten passt zu diesen Erzählungen, die dazu geführt haben, dass mein Sohn nun auch unbedingt Tierarzt werden möchte. Und jeden Morgen, wenn ich das Gatter zu unserer Weide öffne, überkommt mich das James Herriot-Gefühl, und ich bin unendlich dankbar, dass ich auf dem Land leben darf mit Hund und Katz‘, und der Traum wahr geworden ist, den ich hatte, seit ich mit zehn Jahren die Bücher eines Tierarztes in Yorkshire gelesen habe, den Traum vom Leben auf dem Land, mit wenig Häusern und vielen Feldern drumherum, da, wo sich Feldhase und Reh gute Nacht sagen…

Being Julia

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Theater
W. Somerset Maugham
Aus dem Englischen von Renate Seiller und Ute Haffmans
erschienen am 01. März 1998 im Diogenes Verlag
ISBN 978-3-257-20163-5

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William Somerset Maugham ( 25.01.1874 – 16.12.1965) war lange Zeit einer der meistgelesenen Schriftsteller Englands. Inzwischen scheint er ein wenig in Vergessenheit zu geraten, was jedoch schade ist, weil er einen leichtfüssigen Schreibstil mit Niveau zu verbinden vermochte.
„Theater“ ist eine Gesellschaftskomödie, wie sie in den 30iger und 40iger Jahren des letzten Jahrhunderts  beliebt waren.
Die alternde Schauspielerin Julia Lambert ist mit dem gefeierten Regisseur Michael verheiratet, führt aber eine Affaire mit dem jugendlichen Buchprüfer Tom. Lord Charles Tamerly und die Kunstmäzenin Dolly de Vries sind ebenfalls in sie verliebt.
Nachdem Tom sie für eine Jüngere verlässt, Charles sie zwar anschwärmen, aber nicht wirklich berühren möchte und Dolly aus Eifersucht ihre Affaire fast an Michael verrät, stellt Julia erschöpft fest, dass sie für derartige Kapriolen wohl zu alt geworden ist.
Im Grunde ist dies der komplette Inhalt, nur ist das Ganze natürlich hübsch ausgeschmückt und mit ein paar wirklich amüsanten Szenen versehen.
Der Titel „Theater“ bezieht sich wohl mehr auf Julias Benehmen als auf ihren Beruf. Sie ist immer Diva, auf der Bühne oder dahinter. Das macht das Zusammenleben mit ihr nicht einfach, andererseits hat sie es aber auch nicht leicht mit dem selbstverliebten Michael.
Man merkt dem Roman an, wie sehr Maugham es genossen haben muss, die frivole Julia zu entwickeln, mit all ihrem Charme und all ihren Schwächen. Und so ganz glaubt man es ihr auch nicht, wenn sie am Schluss des Buches Enthaltsamkeit gelobt. Es wäre auch wirklich zu schade…
Der Roman wurde übrigens zweimal verfilmt, einmal mit Lilli Palmer und Charles Boyer 1962 und einmal mit Annette Benning und Jeremy Irons 2004.
Ich lese Maughams Romane immer wieder gern und empfehle sie daher auch wirklich gern. Guter Stil kommt eben selbst bei Romanen bisweilen mit Frack und Lackschuhen daher…