Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Michael Chabon
Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Fischer
erschienen am 16.04.2008 als HC und am 16.08.2018 als TB bei Kiepenheuer & Witsch
ISBN des TB 978-3-462-05238-1
Sitka, Alaska. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Atombombe auf Berlin, durften sich geflüchtete Juden dort mit Erlaubnis der Amerikaner einen eigenen kleinen Staat errichten. Nun soll die Enklave zurück an die USA fallen und die dort wohnenden Juden wären wieder heimat- und staatenlos. In dem Chaos der Abwicklung und inmitten sich auflösender Behörden und Zuständigkeiten geschieht in einem kleinen, schmierigen Hotel ein Mord. Ein junger Schachspieler wird mit einer Kugel im Kopf auf seinem Zimmer aufgefunden. Der zufällig im selben Hotel wohnende Polizist Meyer Landsman beginnt zu ermitteln und sticht dabei in ein Wespennest.
Was für ein grandioser Roman! Einerseits ein Krimi im Stile Chandlers, mit einem Protagonisten, der ähnlich zerbeult agiert wie Philip Marlowe, andererseits aber auch ein Blick auf die unterschiedlichen Strömungen jüdischen Lebens. Die Chassidim und Zionisten kommen dabei eher schlecht weg, verhalten die „Schwarzhüte“ sich doch ähnlich wie die Mafia und haben ihr Netzwerk über ganz Sitka gespannt.
Mit ungeheurer Fabulierlust, viel Wortwitz und genauso viel Einfühlungsvermögen führt uns Chabon durch seine Welt bzw durch Meyer Landsmans Welt. Glaube, Politik, Schach, die große Liebe, Identitätsfragen, Chabon verbindet und mischt diese Themen hemmungslos. Sein Blick ist zugleich zynisch, schwarzhumorig und liebevoll. Das muss einem erst einmal gelingen! Und wenn dann noch Ureinwohnerrecht auf jüdische Befindlichkeiten trifft, wird die Mischung explosiv…
Es ist beeindruckend, wie mühelos Chabon ein Meer durchquert, das klippenreicher nicht sein könnte. Er überschreitet Grenzen und verteilt seine Spitzen hemmungslos in jede Richtung: seien es geldgierige Stammesregierungen, tiefgläubige Mafiosi, gewinnorientierte Amerikaner oder attentatsbereite Zionisten. Und so ganz nebenbei zeigt dieser Roman auch, dass Menschlichkeit und Fanatismus sich ausschließen. Immer.
Wer also Krimis mag, wer… ach, Unfug! Lest dieses Buch, es ist einfach rundherum großartig!
Lang her, dass ich das gelesen habe, aber aus der Erinnerung kann ich mich nur anschließen: Großartig.
Gibts auch günstig als Hörbuch…
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Hörbücher mag ich ja nur auf langen Autofahrten. Ich weiß, ich bin da ein fürchterlicher Banause. Aber ich geniesse gerade die Stille beim Lesen. Nur das Buch und ich. Kein Palaver, Herrlich!
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Liebe Janina,
ich sollte aufhören, Deinem Blog zu folgen, mein SuB wird immer höher 😉
Ein frohes Weihnachtsfest wünscht Dir
Niamh
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Ein hoher SuB ist ein Versprechen an die Zukunft. Oder so. Jedenfalls gesund, hab ich jetzt gelesen.
Einen guten Rutsch ins Neue, hoffentlich lesefreudige Jahr und lieben Gruß
Janina
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