Von der Liebe

Paris - Austerlitz von Rafael Chirbes

Paris – Austerlitz

Rafael Chirbes

Aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz

erschienen 2018 im btb Verlag

ISBN 978-3-442-71617-3

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Dieser posthum veröffentlichte Roman des bekannten spanischen Schriftstellers Rafael Chirbes erzählt eine ganz gewöhnliche Liebesgeschichte. Man lernt sich kennen, zieht noch im ersten Taumel zusammen, der Alltag bricht irgendwann herein, die ersten ernsteren Zwiste folgen und irgendwann trennt man sich wieder. Auch das einer der Liebenden innigere Gefühle hat, eifersüchtiger ist, die Trennung nur schwer akzeptieren kann, gehört, platt gesagt, zum Lauf der Dinge.
Der junge Ich-Erzähler strandet ohne Geld und Unterkunft in Paris, geflohen vor seiner dogmatischen Familie. Künstler möchte er sein, Geschäftsmann soll er werden. Er lernt den erheblich älteren Arbeiter Michel kennen, einen lebendigen, großherzigen Mann, der ihn aufnimmt und mit durchfüttert. In der Phase der ersten Verliebtheit merkt der junge Mann nicht, was der Preis dieser Fürsorge ist: Michel wünscht seine ungeteilte Aufmerksamkeit, die totale Aufgabe aller anderen Kontakte und Wünsche. Nach einem Besuch bei seinen Eltern kommt es zum Bruch, der junge Mann zieht aus. Er erträgt die erzwungene Nähe nicht mehr.
So weit, so altbekannt. Doch nun kommt „die Plage“ ins Spiel. Michel erkrankt daran, an eine Rettung ist nicht zu denken. „Die Plage“, nie wird diese Erkrankung beim richtigen Namen genannt, aber es liegt nahe, ist AIDS. Chirbes beschreibt den Niedergang, den Verfall Michels. Er erzählt, wie der junge Mann zunächst panisch auf jedes Erkrankungszeichen seinerseits achtet, fest davon überzeugt, er müsse nun auch sterben. Wie er den Anblick Michels, das sich an ihn Klammern einer aufgegebenen Liebe nur schlecht erträgt. Muss man sich im Angesicht eines Todkranken zusammenreißen? Muss man ihn pflegen, ihm helfen, obwohl man sich dazu nicht imstande fühlt? Gibt es Verpflichtungen aus vergangenen Tagen, obwohl die Beziehung beendet ist?
Streckenweise ist es mir schwer gefallen, weiterzulesen. Zu genau kenne ich die Abläufe im Krankenhaus, die notwendigen Hilfestellungen bei Totkranken.Ich kann aber auch verstehen, dass man davor zurück schreckt, die Veränderung eines vertrauten Menschen einfach nicht erträgt.
Chirbes schreibt recht nüchtern, die Fragen nach Moral, nach der richtigen Verhaltensweise muss der Leser sich schon selbst stellen und beantworten. Vielleicht ist das auch der Grund, warum mich diese Geschichte nicht so berührt hat, wie sie sicherlich hätte können. So habe ich das Buch leider recht gleichmütig zugeklappt. Der Gedanke allerdings, was eine Erkrankung wie AIDS mit den Betroffenen und ihrem Umfeld macht, der hat mich lange verfolgt.

Ich danke dem btb Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

Weitere Besprechungen dieses Buches:

BuchUhu https://buchuhu.wordpress.com/2017/06/23/rafael-chirbes-paris-austerlitz/
Libroscope https://libroscope.wordpress.com/2017/06/11/liebe-hinter-perlgrauen-fassaden/

Chani und Rivka

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Die Hochzeit der Chani Kaufman

Eve Harris

Aus dem Englischen von Kathrin Bielfeld

erschienen 2018 im Diogenes Verlag

ISBN 978-3-257-24430-4

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Eve Harris ist mit ihrem ersten Roman ein großartiges Buch gelungen. Sie erzählt die Geschichte von Chani und Baruch und wie es zu ihrer Hochzeit kommt. Und gibt liebevoll und kritisch zugleich Einblick in die Welt des orthodoxen Judentums, in eine Welt, die geprägt ist von strengen Riten und Regeln, von vermittelten Ehen und wenig Selbstbestimmung.
Chani ist erst neunzehn. Trotzdem befürchtet ihre Mutter, sie fände keinen passenden Ehemann mehr. Zu viele hat sie abgelehnt, zu wenige haben Interesse. Chani ist zu selbstbewusst, zu neugierig, zu unangepasst. Auf einer Hochzeit sieht Baruch sie und weiß sofort, das ist sie, die Frau, die er heiraten möchte. Doch so einfach funktioniert das in einer strenggläubigen jüdischen Gemeinde nicht.
Unerwartete Hilfe bekommt Chani von Rivka Zilberman, der Rebbetzin. Sie steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, weiß sie doch aus eigener Erfahrung, wie starr die Gebräuche sind, wie wenig Luft zur Selbstfindung den Menschen gelassen wird.
Obwohl Eve Harris auch von den Problemen und Grenzen der Männer erzählt, gilt ihr Augenmerk doch den Frauen. Wie behauptet man sich in einer Welt, in der es für alles eine Regel oder ein Gesetz und wenig Toleranz für eigene Träume und Vorstellungen gibt? Eve Harris berichtet von den kleinen Schlupflöchern, von der inneren Kraft, die einen Weg findet, aber auch von denen, die gehen müssen, um atmen zu können.
Der Autorin gelingt dabei ein bemerkenswerter Spagat. Denn obwohl sie in aller Deutlichkeit die Schwierigkeiten des Lebens in einer strenggläubigen Gemeinde beschreibt, zeigt sie auch die schönen Momente, den Zusammenhalt, den ein gemeinsamer Glaube mit festen Ritualen schafft.
Ihre Charaktere sind durchgehend glaubwürdig in ihrer Zerrissenheit, ihrem Aufbegehren, aber auch in ihrem tiefen Glauben, ihrem Wunsch, ein guter Mensch zu sein. Es gibt keine schwarzweißen Schablonen, jeder Charakter hat seine eigenen Licht- und Schattenseiten. Besonders angerührt hat mich dabei die Rebbetzin, und, ja, auch ihr Mut und die Kraft, sich ihr eigenständiges Wesen zu erhalten und sich nicht fremdbestimmen zu lassen. Chani und Baruch dagegen wünscht man, sie mögen sich ihr Aufbegehren gegen unsinnige Regeln bewahren und einen Weg finden, ihre Ehe möglichst eigenbestimmt zu führen. Zimmen tov.
Trotz des ganz bestimmt nicht einfachen Themas, liest sich der Roman wunderbar leicht und mitreißend. Die vielen jüdischen Begriffe sind meistens selbsterklärend, aber verstärken das Gefühl, einen Einblick in eine völlig andere Welt zu bekommen, eine Welt, die in diesem Falle in einem Stadtteil Londons liegt. Ich habe das Buch in einem Atemzug gelesen, alles um mich her vergessen und war fasziniert von der Dichte dieses Erstlings. Ich hoffe, es bleibt nicht bei diesem einen Roman. Von dieser Autorin würde ich definitiv gern mehr lesen.

Ich danke dem DiogenesVerlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

Weitere Rezensionen zu diesem Buch:

LiteraturZeit https://lifeforliterature.wordpress.com/2017/04/24/eve-harris-die-hochzeit-der-chani-kaufman/

Charmante Familien-Saga

9783423146821

Die Jahre der Leichtigkeit

Elizabeth Jane Howard

Aus dem Englischen von Ursula Wulfekamp

erschienen 2018 im dtv Verlag

ISBN 978-3-423-14682-1

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Ich muss damit einfach beginnen, weil es mich so verzweifeln lässt: der zweite Band dieser fünfbändigen Familienchronik, über die ich gleich mehr berichten werde, wird erst Ende November erscheinen. Ende November – das ist ja gar nicht auszuhalten! Ich weiß auch gar nicht, warum ich von dieser schon 1990 erschienenen Reihe noch nie zuvor gehört habe, bin aber glücklich sie nun entdeckt zu haben.
Mit „Die Jahre der Leichtigkeit“ reisen wir mitten hinein in die auslaufenden Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts und in das Leben der Familie Cazalet, bestehend aus Brig und Duchy Cazalet, ihren drei Söhnen nebst Ehefrauen und Kindern und der unverheirateten Tochter. Die ganze Familie verbringt traditionellerweise den Sommer auf dem Anwesen von Brig und Duchy in Sussex. Unglaublich charmant und leicht beschreibt Elizabeth Jane Howard die Ereignisse und Erlebnisse der Familie und ihres Umfelds. Sie erzählt von den Abenteuern der Kinder, für die diese Sommer geradezu paradiesisch sind, aber auch von den drohenden Kriegswolken, die sich düster über die Unbeschwertheit legen. Sie gewährt Einblicke in die damaligen Gesellschaftsstrukturen, zeigt die Unterschiede in der Stellung von Mann und Frau, beschreibt den Alltag einer vergangenen Zeit.
Man fühlt sich sehr an „Downton Abbey“ erinnert, Blickwinkel und Detailtreue sind ähnlich. Genauso ähnlich ist der Suchteffekt, der dafür sorgt, dass man diesen nun wirklich nicht schmalen Band ungern wieder aus der Hand legt. Die Cazalets wachsen einem recht schnell ans Herz, trotz ihrer nicht nur liebenswürdigen Charakterzüge. Wahrscheinlich liegt es aber auch genau daran, an den Charakteren, die alle sauber ausgearbeitet sind und lebensecht wirken. Und es mag ebenso daran liegen, dass das Geschehen nie ins Seichte abrutscht, in die Soap Opera, wie es so schnell bei derartigen Familiengeschichten der gehobenen Kreise passiert.
Zur jetzigen Jahreszeit empfehle ich die Cazalet-Saga gerne als wunderbare Urlaubslektüre. Und ein Glas Champagner zur Begleitung wäre sicher nicht ganz verkehrt.
Und auch, wenn ich mich wiederhole: am noch unendlich weit entfernten 30. November erscheint der nächste Band. Ich werde ihn auf jeden Fall lesen und freue mich schon jetzt sehr darauf.

Ich danke dem dtv Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

Frühling, Sommer und Herbst

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Die dunkle Blume

John Galsworthy

Aus dem Englischen von Christiane Agricola

erschienen 1986 im Gustav Kiepenheuer Verlag

 

John Galsworthy, 1867-1933, Nobelpreisträger. Wenn man ihn hierzulande noch kennt, dann wahrscheinlich, weil er Autor der „Forsyte Saga“ ist, eines Epos über Aufstieg und Niedergang einer englischen Familie.
„Die dunkle Blume“ ist eines seiner unbekannteren Werke. Es erzählt über Frühling, Sommer und Herbst im Leben des Künstlers Mark Lennan: die erste Liebe, die große Liebe und die letzte Liebe. Als junger Mann verliebt sich Lennan in Anna, die Frau seines Mentors. Eine schnell aufflackernde Leidenschaft, die ebenso schnell verlischt. Jahre später trifft er auf Olive, die leider schon verheiratet ist. Ein Kampf zwischen Liebhaber und Ehemann fordert ein schreckliches Opfer. Und im Herbst seines Lebens trifft Lennan, inzwischen selbst verheiratet, auf die deutlich jüngere Tochter eines alten Bekannten und muss sich der Frage stellen, ob ein neuer Anfang für ihn noch möglich ist.

Ein feinsinnig geschriebenes Buch über das Leben und seinen mäandernden Verlauf, mit wunderbaren Landschaftsbeschreibungen. Außerdem eine Gesellschaftsstudie des Lebens im viktorianischen Zeitalter mit all seiner Enge und Fremdbestimmtheit.
Galsworthy hat wohl durchaus eigene Erlebnisse und Erfahrungen einfließen lassen und seine Charakere teilweise an reale Personen angelehnt. So ähnelt Olive wohl seiner späteren Frau Ada, die zum Zeitpunkt des Kennenlernens noch mit Galsworthys Vetter verheiratet war.

Es ist bedauerlich, dass Galsworthy nicht (mehr) bekannter ist. Denn es lohnt sich definitiv auch heute noch seine wohl komponierten Werke zu lesen und neu zu entdecken. Vielleicht wäre es ja auch an der Zeit, eine Neuauflage zu wagen? Oder gibt es sie schon und ich weiß es nur nicht? Wünschenswert wäre es ja…

Fantasy-Klassiker

BelgariadDie Gefaehrten von David Eddings

Belgariad – Die Gefährten

David Eddings

übersetzt von Irmhild Hübner

erschienen 2018 im Blanvalet Verlag

ISBN 978-3-7341-6166-7

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Der Name „David Eddings“ lässt Jugenderinnerungen wach werden. Als Teenager habe ich seine Fantasy-Epen geradezu verschlungen. Und aus dem Grunde habe ich mir erst vor kurzem seine „Tamuli-Trilogie“ antiquarisch besorgt. Umso erfreuter war ich, als ich entdeckte, dass Blanvalet eine Neuausgabe der mir noch unbekannten Belgariad-Saga plant.
Im ersten Band werden naturgemäß erst einmal die Protagonisten vorgestellt. Garion, Küchenjunge und Neffe der Köchin Pol, wächst elternlos auf einem Gutshof auf. Ruhig fließt sein Leben dahin, unterbrochen nur von den Besuchen des Geschichtenerzählers Meister Wolf. Doch nach einer Reihe merkwürdiger Geschehnisse muss Garion erkennen, dass weder Pol noch Wolf sind, wer sie zu sein scheinen und dass auch seine Herkunft rätselhafter ist, als er vermutete. Schneller als ihm lieb ist, muss er den Gutshof verlassen und sich auf eine gefährliche Reise mit teilweise unbekannten Gefährten begeben.
Wem das bekannt vorkommt, dem sei gesagt, dass Eddings den ersten Band dieser Geschichte 1982 veröffentlichte, d.h. sechs Jahre vor dem Erscheinen des ersten Bandes der Drachenbeinthron-Saga von Tad Williams, in der auch ein Küchenjunge eine Hauptrolle spielt. Vergleichbar sind die Epen aber eigentlich trotzdem nicht. Williams schreibt definitiv deutlich komplexere Bücher. Bei Eddings findet man ruhige, klassische Fantasy. Wer dieser Art Lesestoff nicht so gewogen ist, würde seine Bücher wahrscheinlich als „gute Hausmannskost“ bezeichnen. Wer aber einfach eine Zeit lang in andere Welten abtauchen möchte, wer Abenteuerreisen und unbekannte Völker mag und nicht hinter jedem Baum einen blutigen Kampf benötigt, der dürfte hiermit glücklich werden. Eddings schreibt humorvoll, mit leichter Hand und trotz der vielen unterschiedlichen Charaktere und Orte verständlich und auch ohne großartige Register und Ahnentafeln nachvollziehbar. Nichts davon ist wirklich neu und herausragend, vieles vorhersehbar, aber gerade deswegen stellt sich beim Lesen ein heimeliges Gefühl des Wiedererkennens ein. Man kennt die Abläufe, vermutet recht schnell, wer Garion und Tante Pol wirklich sind und weiß, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit alles gut ausgeht.
Aufgrund des unblutigen Erzählens ist Belgariad ganz sicher auch als Fantasy-Einstieg für Kinder und Jugendliche geeignet, vielleicht ab ca zehn Jahren. Das muss in etwa das Alter gewesen sein, in dem ich angefangen habe, Bücher von Eddings zu lesen.
Ich werde auch die folgenden beiden Bände lesen. In Erinnerung an alte Zeiten und als willkommene Auszeit von meinem derzeit recht unschönen Leben. Wer also einfach nur ein gut lesbares Buch für Ferien- und Strandzeiten sucht oder wem derzeit die Konzentrationsfähigkeit für schwerere Kost fehlt, der dürfte mit dieser Reihe zufrieden sein.

Ich danke dem Blanvalet Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

Weitere Rezensionen zu diesem Buch:

Zeilenvorgabe https://zeilenvorgabe.com/2018/07/04/zurueck-nach-faldors-farm/

Einfach nur ärgerlich

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Die Spionin

Paulo Coelho

Aus dem Brasilianischen von Maralde Meyer-Minnemann

erschienen 2017 im Diogenes Verlag

ISBN 978-3-257-24410-6

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Nun also zum ersten Mal Paulo Coelho. Trotz des hohen Bekanntheitsgrades habe ich mich nie durchringen können, ein Buch dieses Autors zu lesen. Und das eigentlich ohne Grund. Hohe Auflagenzahlen und das Erscheinen im Diogenes Verlag sprechen eigentlich für sich.
Bei diesem Roman hat mich das Bild auf dem Umschlag gleich angezogen. Es zeigt das Sepiabild einer Frau in orientalisch anmutendem Kostüm. Der Klappentext verrät, es geht um Mata Hari, die deutsche Tänzerin, um deren Tätigkeit als Spionin im Ersten Weltkrieg sich Legenden gebildet haben. Ein Thema, für das ich mich, schon weil ich selbst Tänzerin war, durchaus interessiere.
Mit Aufschlagen des Buches begann eine tour d’horreur, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Der Roman beginnt mit der Erschießung Mata Haris durch ein französisches Kommando, die der Autor genüßlich langsam und reißerisch ausbreitet. Ich hatte schnell das Gefühl, mich in einem drittklassigen Groschenheftchen zu befinden. Und dieses Gefühl hat mich bis zum Schluß nicht verlassen. In Ermangelung anderer Lektüre zu diesem Zeitpunkt, habe ich das unsägliche Machwerk nicht aus dem Zugfenster gepfeffert, obwohl mein Handgelenk so manches Mal verlangend zuckte. Hölzerne Dialoge, platte esoterische Sentenzen, leblose Charaktere. Das Ganze wirkt wie aus vorgefertigten Versatzstücken lieblos zusammengesetzt, nach Erfolgsrezept angerührt: ein bißchen Drama, ein bißchen aufgesetzte Lebensweisheit, ein bißchen Sex und Tragödie und ein bißchen Vergewaltigung. Das Alles oberflächlich zusammen gemischt, nur bloß nicht tiefere Schichten ankratzen, und fertig ist der Bestseller.
Unfassbarerweise geht die Rechnung tatsächlich auf, der Roman wird teilweise hymnisch gelobt. Ich konnte nach Zuklappen des Buches nur höchst ärgerlich mit dem Kopf schütteln und beschließen, dass es bei diesem einen Coelho bleiben wird. Wenn ich so etwas lesen möchte, greife ich tatsächlich lieber zu einem Groschenheft, als mir dieses in den Mantel der Literatur gewandete Geschreibsel anzutun.
Den Grad meines Unwillens kann jeder ermessen, der weiß, dass Verrisse nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählen. Daher noch einmal die gemäßigte Variante: Ich mag dieses Buch nicht, keine einzige Seite davon. Aber ich gönne den Coelho-Fans natürlich trotzdem ihren Spass.

Weitere Meinungen zu diesem Buch:

Bücher vom Mars https://buechervommars.wordpress.com/2017/09/28/paulo-coelho-die-spionin/
Livricieux https://livricieux.wordpress.com/2017/05/29/quicktipp-die-spionin-von-paulo-coelho/

Der Krimi und das ländliche England

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Mit Miss Marple aufs Land

Luise Berg-Ehlers

erschienen 2013 im Elisabeth Sandmann Verlag

ISBN 978-3-938045-77-0

 

Ich muss gestehen, ich liebe den klassischen britischen Kriminalroman. Ein Mord in einem hübschen, kleinen Dörfchen mit ein bißchen Dorfklatsch anbei, ein behagliches Kaminfeuer und eine gute Tasse Tee. Das Ganze nicht zu blutig und vor allem nicht zu actionreich und schon bin ich zufrieden.
Daher lag es nahe, mir diesen wirklich schön aufgemachten Bildband über englische Krimischriftstellerinnen zuzulegen. Unzählige Bilder aus dem idyllischen, ländlichen England, Informationen zu den bekanntesten Reihen, ich dachte, das alles wäre Grund genug.
Es gibt vereinzelte Ausschnitte aus den erwähnten Romanen, die ruhig ein wenig länger hätten sein dürfen, mit Sepiabildern ausgestattete Kurzbiographien und so possierliche Kapitelüberschriften wie „Alltägliches – Zwischen Tearoom und Pub“ oder „Sonntägliches – Es läuten die Glocken“. Dazwischen finden sich Texte über die Eigenheiten der Engländer im Allgemeinen und Besonderen, über typische Mordschauplätze im typischen Krimi, über Cricket und Krocket, über Dorffeste und Kirchgänge.
Schlußendlich sind mir persönlich die Texte zu oberflächlich und die Bilder zu nichtssagend, obwohl nett anzuschauen. Der ganze Band ist darauf ausgerichtet, Leute wie mich anzulocken, was ja auch gelungen ist, bleibt aber letztlich ein Staubfänger auf dem Wohnzimmertisch.
Die Autorin ist allerdings geschickter als ich darin, die Länge ihrer Texte auszudehnen, unverfänglich zu plaudern ohne zu große Langeweile aufkommen zu lassen. Daher wird meine Besprechung heute ungewöhnlich kurz ausfallen, denn mehr will mir zu diesem Buch einfach nicht einfallen. Netter Geschenkband für Bekannte mit einem Faible für Krimis.