Wer kennt ihn noch, Curt Goetz, einst einer der besten deutschen Komödienschreiber? Seine Stücke wurden unzählige Male auf Theaterbühnen gespielt und auch verfilmt, u.a. mit Willy Fritsch, Gustav Gründgens, Laurence Olivier, Cary Grant, Elisabeth Flickenschildt, Walter Giller, Dietmar Schönherr… Die Liste ist lang und hochkarätig.
Goetz wird 1888 als Sohn eines Kaufmanns in Binningen, in der Schweiz geboren, wächst allerdings nach dem frühen Tod des Vaters im Heimatort der Mutter, Halle an der Saale, auf. Seine künstlerische Begabung wird gefördert, 1907 hat er sein Bühnendebüt in Rostock. 1911 geht er nach Berlin und beginnt dort, Boulevardtheaterstücke zu schreiben, wenig später auch Drehbücher für Stummfilme.
1923 heiratet er in zweiter Ehe die Schauspielerin Valerie von Mertens, fortan seine „geliebte Ehefrau“. 1939 geht das Paar nach Hollywood, um mehr über das dortige Filmwesen zu lernen, wird vom Zweiten Weltkrieg überrascht und bleibt. Zunächst bei MGM unter Vertrag, gefällt Goetz die amerikanische Filmindustrie wenig. Stattdessen kauft er sich eine Hühnerfarm und beginnt zu züchten.
Nach dem Krieg zieht das Ehepaar in die Schweiz, wo Goetz 1960 verstirbt.
In dieser ganzen Zeit verfasst Goetz diverse Theaterstücke, die Novelle „Tatjana“, den Roman „Die Tote von Beverly Hills“, Drehbücher und seine Memoiren – ein Vielschreiber auf hohem Niveau. Am Bekanntesten sind sicherlich seine Stücke „Das Haus in Montevideo“ über eine fatale Erbschaft und „Dr. med. Hiob Prätorius“ über einen Arzt, der eigene Wege geht.
Goetz‘ Humor ist über der Gürtellinie, dabei aber nicht ohne Tiefgang, sein Stil zu vergleichen mit amerikanischen Screwballkomödien. Die Dialoge sind flüssig, schlagfertig und mit einem Augenzwinkern, das ich bei heutigen Stücken oft vermisse. Auch Goetz wirft bisweilen die berühmte Torte, aber eben nicht im Dauerzustand. Plakative Kalauer sind seine Sache nicht, aber für ein Kichern ist er immer gut.
Vielleicht sind seine Stücke inzwischen tatsächlich ein wenig angestaubt, aber mit ein wenig Pusten und Wedeln entdeckt man echte Juwelen deutschen Boulevardtheaters.
In meinem Bücherschrank findet sich diese Ausgabe seiner Gesammelten Bühnenwerke, erschienen 1952 in der Verlagsbuchhandlung F.A. Herbig. Es fehlen naturgemäß die nach ’52 geschriebenen Stücke.
Wenn man die Bühnenstücke so nacheinander liest, begleitet man den Autor auch ein wenig in seiner Entwicklung, sieht den Weg, den er vom ersten Stück „Der Lampenschirm“ bis zum bereits erwähnten „Prätorius“ zurückgelegt hat – und stellt fest, dass guter Humor in großen Teilen eben doch kein Alter kennt…
Ich kenn ihn noch, und ich freu mich sehr, wieder einmal an ihn erinnert zu werden. Vielen Dank!
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Das freut mich! Und ich dachte schon, ich wäre die Einzige, die sooo alt ist… 😉
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Mindestens, wenn nicht noch …😉
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